Geschichte
Wie aus einem Stein eine Idee wurde – Die Gründung des Kulturvereins Erlinsbach
Es war das Jahr 1964. Die Welt war im Wandel – und auch im kleinen Obererlinsbach rumorte es. Nicht politisch, nicht laut, aber spürbar. Es begann mit einem Stein. Genauer gesagt: einem alten, unscheinbaren Dorfbrunnen, der mehr einem Stolperstein als einem Schmuckstück glich. "Ungattlig" nannten ihn die Obererlinsbacher – ein hässliches Relikt, das dem Dorf nicht mehr gerecht wurde.
Ein paar mutige Männer wollten das ändern. Angeführt von Viktor von Arx machten sie sich auf die Suche nach einer besseren Lösung. Es war keine einfache Entscheidung – viele Ideen wurden diskutiert, viele Vorschläge verworfen. Doch dann kam sie: Die Idee mit dem „Meitlistei“. Ein mächtiger Stein, der unterhalb des Gugens ruhte, von der Natur geformt, von der Zeit vergessen. Warum nicht ihn ausgraben, ihn formen – und daraus einen neuen Brunnen machen?
Gesagt, getan. Der "Meitlistei" wurde mit viel Schweiß vom Gugen geholt und ins Dorf geführt – nicht mit schwerem Gerät, sondern mit Entschlossenheit. Ein ein Modell zur Präsentation wurde erstellt, um die Idee des künftigen Brunnens näher zu bringen. Damit wurden die Männer an der Gemeindeversammlung vorstellung und erfragten nach finanzieller Unterstützung.
Und tatsächlich: Die Idee zündete. Der Kredit wurde bewilligt. Aber: Schon bald wurde klar, dass das Geld nicht reichen würde. Der Stein ging nach Hunzenschwil zu einem Steinhauer, der ihn kunstvoll in einen Brunnen verwandelte. Doch die Rechnung wuchs. Die Gemeinde winkte ab – mehr Geld gäbe es nicht. Die Männer standen vor der Wahl: Projekt abbrechen oder Verantwortung übernehmen?
Sie entschieden sich für Letzteres. Aus der Not wurde ein Plan. Und aus diesem Plan entstand am 1. September 1964 der Kulturverein Erlinsbach. Nicht als Verein für Musik, Theater oder Bücher – sondern als Trägerschaft, als Rettungsanker für ein Brunnenprojekt, das längst mehr war als nur ein Bauvorhaben. Es war ein Symbol geworden: für Zusammenhalt, für Eigeninitiative, für den Stolz eines Dorfes.
Die kommenden Jahre waren hart. Die Schulden mussten abbezahlt werden, und das Geld kam nicht von allein. Die Männer organisierten Lottomatches, sammelten, sparten, kämpften. Die Kasse füllte sich langsam. Der Verein wuchs mit seiner Aufgabe – und mit ihm das Gemeinschaftsgefühl.
Hinter dem Erfolg standen Namen, die man bis heute mit dem Anfang verbindet:
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Franz von Arx, der Baumeister mit der Vision.
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Pius Krüttli, Gemeindeammann und Unterstützer.
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Bernhard von Däniken, Kassier mit Überblick.
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Hans Netzhammer, Wirt des „Kreuz“ – dem sozialen Zentrum des Dorfes.
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Und Josef Wyser-Annaheim, der erste Präsident des Kulturvereins.
Was mit einem „ungattligen“ Brunnen begann, wurde zur Geburtsstunde des Kulturvereins.
Aus der Not - eine Tugend.
Aus der Tugend - ein Brunnen.
Aus dem Brunnen - ein Kulturverein.